Herausfordernd und beglückend: Wie Katharina Krefft in Leipzig den Spagat zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt erlebt

Als vierfache Mutter, Ärztin und Politikerin erlebt Katharina Krefft tagtäglich die Herausforderungen der Vereinbarkeit. Ihre Forderung: Ein angemessener finanzieller Ausgleich des Mehraufwands und Rentenpunkte für die ehrenamtliche Tätigkeit

Katharina Krefft spricht ungern um den heißen Brei herum. „In der Politik aktiv zu sein, ist erstmal eine Rücksichtslosigkeit gegenüber der Familie“, sagt die Leipziger Politikerin. Daran könne auch wenig geändert werden, so lange im Ehrenamt auf die Berufstätigkeit Rücksicht genommen werde und Stadtratssitzungen folglich vollständig während der Familienzeit stattfinden. Doch es gibt Punkte, die helfen beziehungsweise helfen könnten, die Vereinbarkeit zumindest zu erleichtern. Eine Erstattung der Betreuungskosten etwa. Ein angemessener finanzieller Ausgleich für die ehrenamtliche Tätigkeit. Und nicht zuletzt die Anrechnung von Rentenpunkten für jene Arbeitszeit, die man nicht im Hauptberuf, sondern im Ehrenamt verbringt. 

Diskussionsthema Kinderbetreuungskosten

Katharina Krefft ist Mutter von vier Kindern im Alter von 7 bis 17 Jahren, zudem arbeitet sie mit einer halben Stelle als Ärztin am Klinikum. Die Kosten für die Betreuung ihrer Kinder während der Mandatstätigkeit muss Krefft aus eigener Tasche bezahlen. Eine Pauschale hierfür gibt es nicht, eine eigene Abrechnung der Kosten ist ebenfalls nicht vorgesehen. Die Folge: „Als meine Kinder noch kleiner waren, habe ich meine Aufwandsentschädigung komplett in die private Kinderbetreuung gesteckt, während Vertreter*innen ohne Kinder bzw. Betreuungsbedarf die gleiche Entschädigung bezogen haben“, so Krefft. Zumindest eine Kinderbetreuung während der Ratssitzungen, für die Krefft lange gekämpft hatte, wurde nun eingeführt, wovon nun die jungen Eltern im Stadtrat profitieren.

Digitalisierung hilft

Was Krefft in Sachen Vereinbarkeit als enorm hilfreich erlebt, ist die Tatsache, dass jede zweite Ausschuss-Sitzung mittlerweile digital abgehalten wird und auch die Abstimmungen auf diesem Wege möglich sind. „Das erleichtert die Organisation zuhause sehr“, sagt Krefft und mache es ihr auch in Sonderzeiten möglich, am politischen Geschäft teilzunehmen. So könne sie sich etwa auch digital dazu schalten, wenn die Ausschüsse in den Ferien tagen.

Rentenpunkte fürs politische Ehrenamt gefordert

Angesichts der intensiven Arbeitszeit, die Krefft ebenso wie ihre Kolleg*innen in das politische Ehrenamt investiert und insbesondere angesichts der Reduzierung ihrer hauptberuflichen Tätigkeit dafür, hat Krefft eine konkrete Forderung: „Ich finde es extrem wichtig, dass der Mehraufwand ausgeglichen wird und Rentenpunkte für die ehrenamtliche Tätigkeit angerechnet werden“, sagt Krefft. Damit würden zumindest die beruflichen Nachteile gutgeschrieben werden. Bislang jedoch gäbe es hierfür keinerlei Regelung. „Das bedeutet, dass ich auch langfristig einen Schaden dadurch habe, dass ich mich ehrenamtlich in einem solchen Umfang engagiere – das kann nicht sein“, so Krefft. 

Perspektive als Eltern wichtig für politische Entscheidungen

So herausfordernd Katharina Krefft die Vereinbarung von ihrer Familie, ihrem Beruf und ihrem Ehrenamt auch erlebt: Beenden möchte sie ihr Engagement auf keinen Fall. „Ich will trotz allem unbedingt weiter politisch aktiv sein. Wenn ich sehe, wo wir überall wirksam sein können, ist das eine große Chance“, so Krefft, und gerade die Elternperspektive sei in der Politik von großer Relevanz. Viele Dinge würden zwar lange dauern, doch letztlich würden politische Entscheidungen gerade auf kommunaler Ebene irgendwann konkret sichtbar werden. „Wenn ich bei uns durch die Stadt laufe, sehe ich so viele Stellen, bei denen ich an einem Rädchen mitgedreht, Kontakte hergestellt und Dinge in die Wege geleitet habe“, sagt Krefft. Dass daraus dann letztlich ein Gewinn für die Stadt erwachse, sei absolut beglückend.