Klares Sitzungsende sorgt in Mölln für mehr Disziplin und Planbarkeit in den Sitzungen

Im Stadtrat von Mölln wird über vieles diskutiert. Eines aber steht nicht zur Debatte: Das Ende der Sitzung. Um Punkt 22 Uhr wird die Sitzung geschlossen, Beschlüsse danach sind rechtswidrig. Eine Regelung mit erstaunlichen Folgen, auch in Sachen Vereinbarkeit.

 

„Ich wollte schon immer ins politische Ehrenamt, um mitreden zu können“, sagt Katharina Hess. Seit Sommer 2023 ist sie nun Bürgervorsteherin in Mölln und von der ersten Sitzung an hat sie erlebt, dass um 22 Uhr Schluss ist. „Diese Regelung gilt in Mölln schon etliche Jahre und hat sich verfestigt“, sagt Hess.

Klare Regelung seit vielen Jahren

Um 19 Uhr beginnt die Sitzung, um 22 Uhr ist laut der Geschäftsordnung das gesetzte Ende. Das bedeutet konkret: „Um 22 Uhr muss der Tagesordnungspunkt abgeschlossen werden, an dem man gerade ist. Beschlüsse danach sind nicht mehr gültig und alle noch offenen Punkte werden vertagt“. Damit unterscheiden sich die Sitzungen in Mölln laut Hess deutlich von jenen in vielen Umlandgemeinden, die teilweise bis Mitternacht dauern würden. 

Veränderte Sitzungskultur durch klare Begrenzung

Mit dem festen zeitlichen Rahmen, der auch für Ausschüsse gilt, geht in Mölln eine auffallend stringente Sitzungskultur einher. „Dass die Sitzung nicht endlos bis in die Nacht hinein gehen kann, ist definitiv hilfreich. Man diszipliniert sich durch das vorgegebene Sitzungsende viel mehr“, stellt Hess fest, und es entstehe dadurch eine andere Diskussionskultur, bei der jeder und jede versuche, sich möglichst kurz zu halten, nichts unnötig zu wiederholen und schnell auf den Punkt zu kommen. Der Hintergrund: „Jede*r der Anwesenden kennt ja die Tagesordnung und weiß, welche Punkte alle zu besprechen sind in dem eng bemessenen Rahmen“, so Hess. Deshalb würden sich auch alle darauf einstellen und die Uhr im Blick behalten, um sich nicht im Detail zu verlieren und für die besonders komplexen Themen genügend Zeit zu haben.

Weitere Instrumente zur Regulierung

Klare Spielregeln gelten in Mölln auch hinsichtlich der Redezeiten der verschiedenen Stadtratsmitglieder. So gibt es laut der Geschäftsordnung das Instrument der Redezeitbegrenzung, das von Hess als Bürgervorsteherin genutzt werden könnte, sollte ein Mitglied die Uhr aus dem Blick verlieren. „Bislang musste ich dieses Instrument aber noch nie anwenden“, sagt Hess, und auch die Vertagung von Sitzungsthemen sei die absolute Ausnahme. „Die Norm ist es, dass man alle Themen durchbringt innerhalb der drei Stunden“, so Hess. 

Klares Sitzungsende erleichtert Vereinbarkeit

Durchschnittlich 33 Stunden pro Monat investiert Katharina Hess in ihr politisches Ehrenamt, zudem arbeitet sie Vollzeit und ist Mutter eines kleinen Kindes. Alles unter einen Hut zu bekommen, ist da immer wieder eine Herausforderung. „Es muss alles strukturiert und organisiert sein, sonst läuft das nicht“, sagt Hess. Auch ihr Partner sei vollzeit berufstätig und ehrenamtlich engagiert, entsprechend wichtig ist für Hess die Planbarkeit ihres politischen Engagements. Dass die Sitzungen in Mölln verlässlich um 22 Uhr enden, ist vor diesem Hintergrund eine große Hilfe in Sachen Vereinbarkeit. So sagt Hess: „Für mich ist das sehr wichtig. Dadurch kann ich genau planen, weiß genau, wann ich nach Hause komme und wie lange die Sitterin bleiben muss“. Und nicht zuletzt sei dadurch auch gewährleistet, dass sie genügend Schlaf bekomme, bevor der herausfordernde Alltag aus Beruf, Familie und Ehrenamt am nächsten Morgen wieder startet. „Anders könnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen“, so Hess.