Der Gesamtelternbeirat in Münster – ein junges Gremium, das sich bewährt
Wie können Eltern eine starke Stimme haben bei politischen Entscheidungen? Und wie kann Vereinbarkeit von politischem Engagement, Familie und Beruf in der Praxis tatsächlich gelingen? Diese Kernfragen haben in Münster vor mittlerweile eineinhalb Jahren zur Bildung eines außergewöhnlichen Gremiums geführt: Ein Gesamtelternbeirat – mit wachsendem Erfolg.
Elternvertreter*innen aller Kindertagesstätten vereint
Ausgehend von einem Antrag der FDP-Fraktion war die Grundidee, die Interessen der Eltern und der Kinder über alle Kinderbetreuungseinrichtungen hinweg zusammen zu tragen – damit diese in Münster noch stärker Gehör finden – auf politischer und auf Verwaltungs-Ebene. Jeweils zwei Vertreter*innen aus jeder der acht Kinderbetreuungseinrichtungen kommen in Münster und Altheim im Gesamtelternbeirat zusammen. Regelmäßig ist ein*e Vertreter*in der Gemeinde bei den Sitzungen dabei. „Der Gesamtelternbeirat ist als Plattform gedacht, die sich an politischen Diskussionen beteiligt, aber nicht direkt politisch agiert", erklärte nach seiner Gründung der damalige Vorsitzende Michael Schwab.
Der Gesamtelternbeirat heute – aktiv und relevant
Tamara Koepfinger hat den Gesamtelternbeirat von Beginn an begleitet und ist heute die erste Vorsitzende des Gremiums. „Das Format des Gesamtelternbeirates hat sich bislang sehr bewährt", sagt Koepfinger. Es gebe zwischen den Eltern eine viel engere Vernetzung über die Stadt hinweg und der Austausch führe zu klaren gemeinsamen Zielen. „Man kennt sich jetzt, bekommt im Beirat Einblick in die anderen Kindergärten und erkennt wichtige, uns alle verbindende Themen", so die Vorsitzende. Die Vertreter*innen könnten nun im Interesse der Kinder und Eltern in Münster wirken. Um diese auch nach außen zu tragen, arbeitet der Beirat laut Koepfinger daran, öffentlich noch präsenter zu werden in Münster, etwa über verschiedene Kanäle in den sozialen Medien und gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Schon jetzt steht der Gesamtelternbeirat im städtischen Flyer, den alle frischen Eltern bekommen.
Personalmangel, Streiks und fehlende Plätze
Gibt es etwa einen Anspruch auf Rückzahlung bei einem Streik im Gemeindekindergarten? Was kann getan werden gegen den Personalmangel? Und welche Wege gibt es, damit mehr Kindergarten und – vor allem Krippenplätze entstehen? Im Fokus des Gesamtelternbeirats stehen nach Koepfinger jene Themen, die die Betreuung in den Kindertagesstätten und Kindergärten betreffen. Der Elternbeirat trifft sich regelmäßig alle sechs Wochen. „Aktuell sind in Münster 50 Kinder ohne Krippenplatz", sagt Koepfinger – dies sei ein drängendes Problem, bei dem der Beirat versucht einzuwirken auf die Politik.
Neu: jetzt auch politische Stimme in den Sitzungen
Bislang allerdings wurde der Beirat zwar zu allen Sitzungen der Gemeindevertretung eingeladen, aber hatte dort kein Rederecht. Die Folge: „Wir mussten mit jedem*jeder Vertreter*in einzeln sprechen und hatten nicht die Möglichkeit, in der Sitzung selbst von allen gehört zu werden", so Koepfinger – mühsam und unbefriedigend. Deshalb hat der Beirat ein Rede- und Anhörungsrecht in den Sitzungen der Gemeindevertretung beantragt – mit Erfolg. Der Gesamtelternbeirats darf nun nicht nur passiv an den Sitzungen der Gemeindevertretung teilnehmen, sondern Anliegen formulieren. Für Koepfinger und ihre Mitstreiter*innen aus dem Gesamtelternbeirat sind mit dieser neuen Möglichkeit große Hoffnungen verbunden: „So lange uns keiner angehört hat, konnten wir nur begrenzt etwas bewirken – deshalb erhoffen uns nun viel von dem neuen Recht und freuen uns sehr, dass wir die Interessen der Eltern und Kinder ab sofort auch in der Gemeindevertretung artikulieren können", sagt Koepfinger.