Die Gastartikel

Wir brauchen die EU und die EU braucht uns!

Wie kann zivilgesellschaftliches Engagement für Gleichstellung in Europa aussehen? Warum sollten sich gerade Frauen jetzt engagieren? Zwei Statements von Dr. Christine Kurmeyer, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Charité Berlin und Vorstand des Landesfrauenrates Berlin und Xenia Kellner, Mitglied bei Young Feminist Europe und Mitarbeiterin im Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen.

Dr. Christine Kurmeyer

Warum brauchen wir die EU?

Die europäische Politik leistet einen großen Beitrag zur Stärkung der Frauenrechte. Alle zur Wahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten sollten daraufhin überprüft werden, ob sie eintreten für gleiche Bezahlung, gleiche Chancen für Frauen und Männer, gegen Sexismus und gegen Gewalt, für Parität in Politik und Wirtschaft. Den Frauen eine Stimme geben! Das ist mein Anspruch sowohl als Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Charité als auch im Vorstand des Landesfrauenrats Berlin. Mehr zur Kampagne und Veranstaltungen des Landesfrauenrates zum Thema Europa, Frauenrechte und Gleichstellungspolitik lesen Sie hier.



Warum braucht die EU uns?

Europa brennt! Rechtspopulistische Tendenzen greifen in vielen Länderparlamenten um sich. Und einig sind sich die unterschiedlichen Parteien mit den nationalistischen und rückwärtsgewandten Programmen in der Ablehnung feministischer Gleichstellungspolitik. Daher hat sich in Berlin ein breites Bündnis von Frauenverbänden gebildet, die mit einer öffentlichen Kampagne möglichst viele Menschen in Berlin dazu zu motivieren, ihr Wahlrecht in Anspruch zu nehmen. Gemeinsam mit der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin – Stadt der Frauen e.V., dem Berliner Frauennetzwerk, den Berliner Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten und EU WOMEN ruft der Landesfrauenrat dazu auf, der Gleichstellungs- und Frauenpolitik Europas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Als Berlinerinnen wollen wir dazu beitragen, dass Europa demokratisch und friedlich bleibt und die Rechte von Frauen nicht geschwächt werden. 

Xenia Kellner

Warum brauchen wir die EU?

Wir brauchen die EU, um Gleichberechtigung länderübergreifend weiter voranzubringen. Denn nichts garantiert nachhaltigen Frieden und soziale, wirtschaftliche und ökologische Stabilität einer Bevölkerung mehr, als die Schaffung von Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern mit Berücksichtigung intersektionaler Perspektiven. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich die EU hier als wirkungsvolle Instanz erwiesen und durch Strategien zur Förderung der Gleichberechtigung von Männern und Frauen, durch Antidiskriminierungsgesetze, durch Abkommen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, oder zum Minderheitenschutz positiv auf die Lebensrealität von Frauen* eingewirkt. 

Warum braucht die EU uns?

Wollen wir ein stabiles, solidarisches, friedliches, starkes Europa oder eines das sich in die Isolation zurückzieht und in dem Frauen und Minderheiten wieder explizit diskriminiert und marginalisiert werden? Es geht nicht nur darum wählen zu gehen, um Rückschritte zu verhindern. Wir dürfen uns von den reaktionären Strömungen nicht vom Gestalten unserer Zukunft abhalten und ablenken lassen. Wir sind den rechtspopulistischen und antifeministischen Strömungen nicht machtlos ausgeliefert. Als Wähler*innen haben wir die Verantwortung und auch das Privileg Politik mitzugestalten. Im letzten Jahr haben wir gesehen, dass Menschen für Gerechtigkeit, Vielfalt, Frauenrechte und Klimaschutz auf die Straße gehen. Wir müssen und können das Engagement von der Straße in die Parlamente bringen.