Stand: 09. Mai 2022

Landtagswahl Saarland 2022

Eine Auswertung der Ergebnisse der Landtagswahl im Saarland am 27.3.2022 nach Geschlecht zeigt, dass Frauen in der Politik nach wie vor stark unterrepräsentiert sind. Um dies zu ändern, sind zuallererst die Parteien gefordert. Es braucht einen politischen Kulturwandel.

Der Frauenanteil im neuen Landtag vom Saarland liegt bei 37,3 Prozent. Dies ist eine Verbesserung zur vorherigen Legislaturperiode, in der der Anteil weiblicher Abgeordneter bei 33,3 Prozent lag. Damit rückt das Saarland, hinter Hamburg, auf Platz zwei im Ländervergleich, und liegt damit noch vor Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. (Quellen: Statistisches Amt Saarland, Frauenanteile in den Landesparlamenten in der EAF-Studie Frauen MACHT Berlin!, S. 13)

Hoher Frauenanteil in der Landesregierung durch absolute Mehrheit der SPD

Der Anteil der gewählten Frauen variiert jedoch stark unter den drei Parteien, die es in den Landtag geschafft haben: Während die SPD auf eine Frauenquote von 48,3 Prozent kommt, sind es bei der CDU nur 26,3 Prozent und bei der AfD 0 Prozent. Dabei stellt die SPD mit 29 Parlamentssitzen die stärkste Partei im Landtag und kann mit dieser absoluten Mehrheit allein die Landesregierung bilden. Die CDU fällt auf insgesamt 19 Plätze, während die AfD ihre 3 Plätze im Landtag hält. (Quellen: Statistisches Amt Saarland, Bundeszentrale für politische Bildung,)

Paritätisch besetzte Listen erhöhen den Anteil der Frauen im Landtag

Im Saarland haben Wählende lediglich eine Stimme, mit der sie gleichzeitig die Landes- und Wahlkreisliste einer Partei wählen können. Dabei kommen den insgesamt drei Wahlkreislisten im Saarland eine hohe Bedeutung zu: 41 der 51 Landtags-Mandate werden über die drei Wahlkreislisten vergeben. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 10 Abgeordnete im Saarländischen Landtag über die Landesliste einziehen.

Der hohe Anteil an weiblichen SPD-Abgeordneten im neuen Landtag ist auf die ausschließlich paritätisch besetzte Landesliste sowie die drei paritätisch besetzten Wahlkreis-Listen zurück zu führen. Auch die Landesliste der CDU wurde paritätisch besetzt, jedoch weisen zwei der drei weiteren Wahlkreis-Listen nach wie vor einen höheren Anteil männlicher Kandidaten auf. Bei der AfD, die keine Landesliste einreichte, waren auf zwei Wahlkreislisten nur jeweils eine Frau und auf der dritten Wahlkreisliste gar keine Frau vertreten.

Auch unter den nicht in den Landtag gewählten Parteien unterscheiden sich die Anteile der aufgestellten Kandidatinnen in den Listen deutlich: Die knapp an der Fünf-Prozent-Hürde gescheiterten Grünen hatten, genau wie die SPD, rein paritätisch besetzte Listen erstellt. Die Linke hatte, bis auf einen Wahlkreis, ebenfalls paritätische Listen eingereicht. Im Gegensatz dazu waren die Listen der FDP allesamt nicht paritätisch besetzt worden. (Quellen: Statistisches Amt Saarland, Saarländischer Rundfunk)

Landtag unter weiblicher Führung  mit mehrheitlich männlichen Ministern

Die Spitzenkandidaturen im Saarland waren im aktuellen Wahlgang auffällig weiblich: Neben der SPD schickten auch die Grünen, die Linke und die FDP eine Spitzenkandidatin ins Rennen. Knapp vier Wochen nach der Landtagswahl stellte die designierte Ministerpräsidentin der SPD, Anke Rehlinger, die künftige Landtagsregierung vor, die aus vier Männern und nur zwei Frauen bestehen soll. Insofern setzt sich der paritätische Trend der SPD in der Auswahl der Ministerposten nicht stringent fort. Allerdings wurde mit Heike Becker erstmals eine weibliche Landtagspräsidentin für das Saarland bestimmt. (Quellen: Zeit Online, Saarbrücker Zeitung)