Monitoring aller Kandidierenden nach Geschlecht
In den Monaten bis zur Bundestagswahl 2021 am 26. September 2021 hat die EAF Berlin bundesweit Daten zu den Kandidat*innen in den Wahlkreisen und auf den Landeslisten der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien erhoben und veröffentlicht Statistiken darüber, wie viele Frauen, Männer und nicht binäre Personen von den Parteien aufgestellt werden. Die Erhebung findet im Rahmen des vom Bundesfamilienministeriums geförderten Helene Weber-Kollegs statt. Die Daten wurden deutschlandweit ausgewertet und werden hier in Form von Analysen und in interkativen Grafiken zur Verfügung gestellt.
Für die Ergebnisse der einzelnen Bundesländer klicken sie hier.
Kandidierende: Landesliste und Wahlkreise
Bei der Wahl zum deutschen Bundestag kann jede*r Wahlberechtigte zwei Stimmen abgeben - eine für eine Person im Wahlkreis und eine für die Partei. Aus dieser Erst- und Zweitstimme ergeben sich auch zwei separate Aufstellungen der Parteien und zwei Frauenanteile. So gibt es Kandidierende in den Wahlkreisen, die direkt gewählt werden und bei Erfolg einen sicheren Platz im Bundestag haben. Außerdem gibt es Kandidierende auf den Landeslisten, die je nach Zweitstimme bis zu einem bestimmten Platz in den Bundestag einziehen.
Ob die Parteien eher durch Direktmandate oder über die Landesliste in den Bundestag einziehen, ist je nach Partei und Region unterschiedlich. Es besteht eine Diskrepanz des Frauenanteils auf den Landeslisten und in den Wahlkreisen von etwa 11 %.
Landeslisten im Überblick: Parteien stellen mehr Frauen auf
Im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 wurden parteiübergreifend mehr Frauen als Kandidierende auf den Listen aufgestellt (+ 5 Prozentpunkte). Zwischen den Parteien bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. Bei den Grünen und den Linken weisen die Listen aufgrund der internen Quoten-Regelungen im Durchschnitt 55 und 51 Prozent aus, bei der SPD sind es 44 Prozent. Bei der CDU wird ein durchschnittlicher Anteil von 43 Prozent auf den Landeslisten erreicht. Allerdings sehen die Landeslisten sehr unterschiedlich aus: das CDU-interne Ranking führen Bremen und das Saarland mit 60 Prozent Kandidatinnen an, die Schlusslichter bilden Thüringen mit 27 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 23 Prozent. Bei der CSU wurde die Liste erstmals in der Geschichte der Partei strikt paritätisch besetzt (gegenüber 27 Prozent bei der Bundestagswahl von 2017). Allerdings relativiert sich diese positive Entwicklung durch den deutlich geringeren Anteil bei den Wahlkreisen. Auf Platz 5 und 6 im Parteienranking bei den Landeslisten liegen FDP und AfD mit jeweils 25 bzw. 14 Prozent. Für diejenigen Parteien, die keine alternierende Besetzung der Listen mit Frauen und Männern vorsehen, ist zudem zu beachten, inwieweit Frauen auf den vorderen, aussichtsreichen Plätzen aufgestellt wurden oder stärker auf den weniger aussichtsreichen Plätzen zu finden sind. Auf welchen Plätzen die Parteien Frauen auf ihren Listen aufgestellt haben, sehen sie weiter unten bei den detaillierten Analysen nach Bundesland.
Klicken Sie sich durch die interaktive Grafik um Unterschiede nach Partei und Bundesland zu sehen:
Frauenanteil unter den Direktkandidaturen liegt bundesweit bei 30 Prozent
Aufschlussreich ist der Blick in Bezug auf die Direktmandate vor allem für die Parteien, die ihre Abgeordneten vor- bzw. überwiegend über Wahlkreise gewinnen. Direkt gewählte Abgeordnete sind, unabhängig vom Zweitstimmenanteil, in jedem Fall im Bundestag vertreten (sog. Überhangmandate). Die Chancen ein Mandat zu erringen sind für Personen, die lediglich einen Listenplatz erhalten haben sehr viel geringer. Insgesamt wurden die Direktmandate von den Parteien überwiegend mit männlichen Kandidaten besetzt.
Analysen nach Bundesland
Hier finden Sie detaillierte Analysen, die Reihenfolge auf den Landeslisten der Parteien und EInschätzungen zu den Zahlen zu den jeweiligen Bundesländern: