INTERVIEW

Drei Fragen an...

Britta Haßelmann ist seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit 2013 Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/die Grünen. Sie selbst nutzt sehr aktiv die sozialen Medien und nimmt bei uns Stellung zu Vor- und Nachteilen für Politikerinnen.

 


 

Welche Rolle spielen soziale Medien für Ihre Arbeit und welche Vor- und Nachteile sehen Sie?


Britta Haßelmann (Grüne):

Soziale Medien sind nicht mehr wegzudenken aus dem politischen Alltag. Deshalb nutze ich Facebook und Twitter, um Menschen im Netz Einblicke in meine Arbeit und die Arbeit unseres Parlaments zu geben. Eine gute Kampagne in den sozialen Medien allein reicht für politische Arbeit nicht aus. Es braucht auch den Willen, sich einzumischen, engagiert politische Forderungen zu stellen und die Bereitschaft zum Dialog. Dann können Soziale Medien einen Raum für interessante und spannende Debatten und direkten Austausch bieten. Leider werden wir im Alltag gerade im Netz zunehmend mit verkürzten Argumenten, Hatespeech, Fakenews und gezielter Desinformation konfrontiert. Dem müssen wir uns als Politik und Gesellschaft entgegenstellen.


Welche Unterschiede gibt es zwischen Politikern und Politikerinnen in der Sichtbarkeit und Wahrnehmung in sozialen Medien?

Haßelmann:

„Medien neu, Geschlechterrollen alt“ titelte vor kurzem die taz zum Thema Frauen im Netz. Und es stimmt: Frauen in der Politik werden - wie überall in unserer Gesellschaft - online wie offline häufiger mit Sexismus, mit frauenfeindlichen Bemerkungen konfrontiert und werden auf ihre Erscheinung reduziert. Gleichzeitig sehen wir, wie viel Verbreitung und welche Intensität die #MeToo - Kampagne gerade auch im Netz entwickelt hat. Dass dieses Thema so auf der politischen Tagesordnung steht, ist nicht zuletzt aktiven Frauen im Netz zu verdanken.


Wie gehen Sie mit Shitstorms um?

Haßelmann:

Shitstorms und Beleidigungen gehören für viele Frauen inzwischen leider zur Alltagserfahrung. Mein Eindruck ist, dass es meinungsstarke Frauen ganz besonders trifft. Es ist absolut notwendig, sehr aufmerksam zu sein. Deshalb empfiehlt es sich im Umgang mit Hetzkampagnen und organisierten Trollen die Lage klar zu analysieren. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, Löschungen und Sperrungen zu veranlassen, bei Beleidigungen und Drohungen rechtliche Schritte einzuleiten und zu dokumentieren.