Die Gastartikel

Vier Tipps für die Karriere als Politikerin

Was gilt es für die eigene mediale Darstellung als Politikerin besonders zu beachten? Johannah Illgner gibt vier Tipps wie Frauen ihre politische Laufbahn planen und Kampagnen strategisch angehen können.

ÜBER DIE AUTORIN

Johannah Illgner

Johannah Illgner ist Inhaberin und Geschäftsführerin von Plan W, einer Agentur, die strategische Kommunikationsberatung für Akteur*innen aus Wirtschaft, Parteien, Verwaltungen, Verbänden und NGOs anbietet. Ein Schwerpunkt ist hierbei die gender- und diversity-bewusste Kommunikation.


Es lässt es sich nicht leugnen, dass das politische Feld immer noch stark männlich geprägt ist – oft erkennbar an Verhaltensweisen und Eigenschaften wie Selbstüberschätzung, Egozentriertheit, Machogehabe und Alleingängen aber auch strukturell an Versammlungs- und Kommunikationsstilen. In ihrer politischen Karriere müssen sich Frauen aber nicht nur in der Konkurrenz mit Männern durchsetzen, sondern sie kämpfen auch mit gesellschaftlichen und medial vermittelten Stereotypen. Dieser Beitrag kann an diesen Rahmenbedingungen natürlich wenig ändern, möchte jedoch zeigen, wie sich Politikerinnen empowern können und welche strategischen Herangehensweisen, gerade für die mediale Kommunikation, hierbei sinnvoll sind.

1. Bau dir ein verlässliches, stabiles Netzwerk auf

Gute Netzwerke werden beim Berufs- oder eben auch beim Politik-Einstieg oft unterschätzt, sie sind jedoch ein besonders relevanter Faktor! Insbesondere Frauen neigen dazu, dem Netzwerken skeptisch gegenüberzustehen, weil ihnen die Vernetzung aus strategischen und eigennützigen Gründen häufig unmoralisch erscheint. Doch sollten diese Bedenken über Bord geworfen werden. Wer Menschen kennt, die mit ihren Kompetenzen Anderen unter die Arme greifen können, sollte nicht zögern, die Verknüpfung herzustellen.

Wenn es in deiner Partei eine Frauengliederung gibt, verbinde dich mit ihnen. Versuche früh Unterstützer*innen und Befürworter*innen zu identifizieren und halte engen Kontakt. Spätestens wenn es um die Besetzung und Verteilung von Ämtern und Posten geht, braucht frau diese Netzwerke. Ein weitere Anregung: Wenn es thematisch sinnvoll ist, kann es sich anbieten ein eigenes Netzwerk zu deinem Schwerpunkt zu gründen.

2. Entwickle dein persönliches Profil und schärfe es

Allein die richtigen Leute zu kennen reicht natürlich nicht aus. Frau sollte über markante Alleinstellungsmerkmale verfügen, mit denen sie aus der Masse der politischen Landschaft heraussticht. Wer Ecken und Kanten hat, kombiniert mit griffigen, exklusiven Forderungen, bleibt länger im Gedächtnis. Gerade wenn „deine“ Themen bisher wenig von den aktiven Politiker*innen beleuchtet wurden und du hier Kompetenzen hast, „dive in“!

Lass dich nicht verunsichern und besetze selbstbewusst auch die “weichen” Themen, denn gerade die vermeintlichen “Frauenthemen” sind in der Regel Querschnittsthemen. Wenn du deine Alleinstellungsmerkmale und Themen für dich gefunden hast, dann kommuniziere diese und vertrete sie klar und deutlich nach außen. Gerade in (Wahl-)Kampagnen müssen sie zum Dreh- und Angelpunkt werden, denn potentielle Befürworter*innen werden durch klare Positionen und über einen großen Wiedererkennungswert erreicht. Sie brauchen Standfestigkeit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen; eine Person, mit der sie sich solidarisieren und identifizieren können.

3. Sei glaubwürdig, werde Expertin und sprich deine Zielgruppe direkt an

Die eigenen Forderungen und Ansichten beständig und verlässlich zu vertreten ist ein weiterer relevanter Punkt. Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut, gerade in Zeiten von Fake News. Es gilt also: Stehe zu deinen Überzeugungen und bleibe deiner Linie treu. Um deine Kampagne im politischen Alltag auch in der Tiefe vertreten zu können, ist zudem umfassende Fachexpertise in deinen Themen gefragt. Mit dem nötigen Hintergrundwissen und gezielt eingesetzten Informationen wird dir der umfassende Ausbau der eigenen Glaubwürdigkeit gelingen. Hier ist - gerade am Anfang - viel Arbeitseinsatz gefordert, der sich jedoch im Umgang mit der Presse und der potentiellen Wähler*innenschaft rentieren wird.

Angehenden Politikerinnen ist hierbei unbedingt anzuraten, einen aktiven Ansatz zu verfolgen. Mit den eigenen Themen glaubwürdig auf Menschen zuzugehen und nahbar zu sein fördert die Bindung. Dadurch schaffen Politikerinnen es, ihre potentiellen Wähler*innen zu empowern und zeigen deutlich, dass sie deren Anliegen ernst nehmen. Ein weiterer Effekt hierbei: auch für eine selbst ist es wichtig den Bezug und das Bewusstsein für die Zielgruppen aufrecht zu erhalten, denn nur wenn du deren Träume, Wünsche und Lebensbedingungen kennst, kannst du dich für die Menschen einsetzen.

4. Nutze die Medien klug und kommuniziere strategisch

Nutze die Chancen der heutigen Kanäle und (sozialen) Medien strategisch für deine Kommunikation. Nimm dir - gerade am Anfang - genügend Zeit für die regelmäßige (!) Kommunikationsarbeit. Strategie ist hier das wichtigste Stichwort: plane und koordiniere deine Kampagne frühzeitig. Definiere deine Ziele, Botschaften und Zielgruppen, um erkennbar und überzeugend zu sein. Sprich deine Zielgruppen dann auch individuell auf den verschiedenen Kanälen an. Das crossmediale Agieren - von der klassischen Pressearbeit bis zu den sozialen Medien oder der Einsatz von Videoformaten - ist deshalb überaus sinnvoll, um in der politischen Kommunikation Akzente zu setzen und Aufmerksamkeit zu generieren. Gerade am Anfang deiner politischen Laufbahn kannst du kostengünstig über soziale Medien kommunizieren. Und gerade Frauen werden medial häufig stereotyp dargestellt; hier kannst du auch über die sozialen Medien gegensteuern und das Bild von dir zeichnen, was dir und deinen Fähigkeiten entspricht.

Mit unseren vier Tipps wollen wir aufzeigen, wie Politikerinnen sich ein Standing verschaffen, ihre politische Laufbahn planen und Kampagnen strategisch angehen können. Auch in der Politik gilt: ohne Fleiß kein Preis. Streng dich an, häng dich rein, lass dich nicht beirren, bleib standhaft und suche dir früh gute Verbündete.