Mein Hintergrund? Ich will in den Vordergrund!

Menschen mit Migrationsbiografie machen zwar 26 Prozent unserer Gesellschaft aus, sind aber in der Politik auf allen Ebenen stark unterrepräsentiert. Dabei können gerade Frauen mit Migrationsbiografie zu einer vielfältigen Parteienlandschaft beitragen und als wichtige Role-Models agieren. Das Mentoring-Programm „Vielfalt in der Politik“ begleitete engagierte Frauen mit Migrationsbiografie auf ihrem Weg zur Mandatsträgerin und hat das langfristige Ziel, aktiv und nachhaltig Diversität auf allen politischen Ebenen zu unterstützen. Von Januar bis Juni 2021 fand der erste Durchgang des vom Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Programms statt, von Oktober 2021 bis März 2022 der zweite.

Das Mentoring-Programm Vielfalt war eines der wenigen Programme deutschlandweit, das sich überparteilich für mehr Frauen mit Migrationsbiografie in der Politik eingesetzt hat. Die Überparteilichkeit ist dem HWK ein großes Anliegen und das Programm hat gezeigt, wie wichtig die überparteiliche Vernetzung ist.

14 Tandems nahmen in beiden Durchgängen teil, Mentees und Mentorinnen arbeiteten teils parteiübergreifend zusammen. Der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Mentorinnen und Mentees, sowie die Vernetzung und Sichtbarkeit von Frauen mit Migrationsbiografie waren wesentliche Ziele des Programms. Die Seminare vermittelten theoretische und praktische Kenntnisse und erweiterten die personalen und methodischen Kompetenzen der Teilnehmerinnen durch regelmäßige Tandem-Gespräche mit der Mentorin und interaktive Trainingseinheiten. Die Teilnehmerinnen besuchten Seminare zu „Migrantinnen in der (Kommunal-)Politik. Herausforderungen und Chancen“, Einführung und Grundlagenvermittlung in das Thema „Mentoring“, Workshops zu den Themen Storytelling, mikropolitische Kompetenzen und Politische Kommunikation und Selbst PR in den Sozialen Medien.

Die Erfolge beider Durchgänge sprechen für sich: In Berlin sind Seyda Türk (FDP) und Jelisweta Kamm (Grüne) zu kommunalen Mandatsträgerinnen gewählt worden. Frau Kamm wurde sogar zur Vorsteherin der Versammlung gewählt. In Frankfurt am Main ist die Mentee Eileen O’Sullivan (Volt) Dezernentin geworden und damit politischer Kopf mehrere Veraltungsbereiche. Auch bei den Mentorinnen gab es Entwicklungen: Ye-One Rhie (SPD) hat es vom Stadtrat Aachen in den Bundestag geschafft und Ana-Maria Trasnea (SPD), welche zuvor ein Mandat in Berlin-Treptow Köpenick hatte, ist nun Staatssekretärin in der Senatskanzlei und Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund. Im zweiten Durchgang freute sich das Helene Weber Kolleg mit Mentee Dara Kossok-Spieß (Bündnis 90/Die Grünen), die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Berliner Bezirk Spandau wurde. In Berlin-Lichtenberg wurde unsere Mentorin Filiz Keküllüoğlu Stadträtin (Bündnis 90/Die Grünen) in Lichtenberg und Leiterin der Abteilung Schule. Sport und Immobilien. Diesen Frauen und allen anderen engagierten Mentees und Mentorinnen beider Durchgänge gratulieren wir herzlich.

Dass sie alle in Kontakt bleiben, war sicher kein Lippenbekenntnis. Denn im Rahmen des Seminars wurde auch immer wieder deutlich: Es braucht die Solidarität untereinander. Trotz aller inhaltlichen Unterschiede ist die Migrationsbiografie eine starke Verbindung.