„EINE DAVON“
DAS DOSSIER ÜBER FRAUEN MIT MIGRATIONSBIOGRAFIE IN DER POLITIK
Menschen mit Migrationsbiografie machen zwar über 26 Prozent unserer Gesellschaft aus, sind aber in der Politik auf allen Ebenen stark unterrepräsentiert. Dabei können gerade Frauen mit Migrationsbiografie zu einer vielfältigen Parteienlandschaft beitragen und als wichtige Role Models agieren. Auf dieser Seite stellen wir Frauen vor, die sich politisch engagieren. Wir sprechen über ihre Motivationen, ihre Werdegänge und was es bedeutet, sich als Frau mit Migrationsbiografie einzubringen. Das Themendossier Vielfalt will sie und ihre Themen sichtbar machen.
Entstanden ist das Dossier nach Abschluss der zwei Durchgänge des Mentoring-Programms Vielfalt: "Mein Hintergrund? Ich will in den Vordergrund". Das Programm wird im Rahmen des Helene Weber Kollegs (HWK) vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Es braucht mehr Frauen mit Migrationshintergrund im Vordergrund.
Sei auch Du „EINE DAVON!“
Mehr Frauen mit Migratiobsbiografie in der Politik - Das ist das Ziel des Mentoring-Programms Vielfalt: "Mein Hintergrund? Ich will in den Vordergrund" des Helene Weber-Kollegs. Wir haben Frauen mit Hintergrund in den Vordergrund gestellt und gefragt: Wie ist es, als Frau mit Migrationsbiografie in der Politik aktiv zu sein?
In diesem Film kommen parteiübergreifend fünf Frauen zu Wort, die den Schritt in die Politik gegangen sind. Welche Herausforderungen gibt es? Warum sollten mehr Frauen mit Migrationsbiografie die politische Landschaft mitgestalten? Dr. Anastasia Vishnevskaya-Mann (FDP), Kim Pfaff (Volt), Réka Lörincz (Bündnis 90/Die Grünen), Ana-Maria Trăsnea (SPD), Hilal Tavsancioglu (DIE LINKE) haben Antworten.
Was wäre, wenn...
Pluralismus und Wandel: Wie könnte Deutschland aussehen, wenn es von mehr Frauen* mit Migrationsbiografie regiert und gestaltet werden würde? Ausblick in eine vielversprechende Zukunft.
Über den Tellerrand
Wie geschlechtergerecht ist eigentlich Ruanda? Ist Schweden wirklich so progressiv wie angenommen? Die drei überraschendsten Fakten rund um Vielfalt in der Politik weltweit.
"Biodeutsche Powermänner"
Vorurteile und Klischees sind in der Berichterstattung über Politikerinnen mit Migrationsgeschichte immer noch allgegenwärtig. Was passiert, wenn sich die Narrative umkehren? Ein fiktives Gespräch.
Interview mit Reem Alabali-Radovan (SPD): „Ich bringe eine andere Perspektive mit“
Für Reem Alabali-Radovan dürfte das vergangene Jahr eines auf der politischen Überholspur gewesen sein. Die studierte Politikwissenschaftlerin, ist heute Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration und die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus. Wie es dazu kam, verrät Reem Alabali-Radovan im schriftlichen Interview.
Portrait Serap Güler (CDU): Nicht nur von der Seitenlinie kommentieren
Serap Güler ist Mitglied der CDU – und seit September 2021 Bundestagsabgeordnete. Für einen Einstieg in die Politik entschied sich die Tochter türkischer Gastarbeiter*innen vor über zehn Jahren, weil sie endlich selbst Politik machen wollte - und nicht mehr nur von der Seitenlinie kommentieren.
Interview mit Sawsan Chebli (SPD): „Wenn ich ruhig bin sind die Hater ruhig, wenn ich laut bin, sind sie laut."
Die SPD-Politikerin Sawsan Chebli polarisiert. Sie steht für das Engagement gegen Diskriminierung und machte eine steile politische Karriere, bis sie sich 2021 aus ihrem Amt zurückzog. Als Staatssekretärin in der Berliner Senatskanzlei erhielt sie Morddrohungen, bis heute erreichen sie Hassmails. Ein Gespräch über Mut, politische Gegenstrategien und die Kraft der Zivilgesellschaft.
Interview mit Eileen O'Sullivan (Volt): Sag mal Eileen, was können junge Parteien für mehr Vielfalt in der Politik tun?
Eileen O'Sullivan ist mit 25 Jahren die jüngste Dezernentin in der Geschichte der Stadt Frankfurt. Noch vor kurzem steckte sie mitten im Studium, jobbte nebenher in einem Friseursalon. Im Interview erzählt sie, wie sie in ihrer neuen Aufgabe in der Spitze der Stadtverwaltung angekommen ist - und warum gerade junge Parteien für mehr Vielfalt in der Politik sorgen könnten.
Portrait Renata Alt (FDP): Die Kluft überwinden
Renata Alt ist Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Sie setzt sich dafür ein, dass Menschrechte weltweit eingehalten werden. Durch ihre eigene politische Karriere macht sie auch anderen Frauen Mut.
Interview mit Christiana Bukalo: „Wir wollen staatenlosen Personen einen Raum geben“
Christiana Bukalo ist Co-Gründerin der Plattform und Nonprofit-Organisation Statefree – und setzt sich für die Rechte staatenloser Menschen ein. Vernetzung spielt dabei eine große Rolle.
Interview mit Awet Tesfaiesus (Bündnis 90/Die Grünen)
Der Weg in die Politik sei für sie ein großer Schritt gewesen, meint Awet Tesfaiesus. Auch weil ihr Vorbilder gefehlt hätten. Im September 2021 zog die Grünen-Politikerin als erste Schwarze Frau in den Deutschen Bundestag ein.
Alumnae des Mentoringprogramms Vielfalt: „Wir brauchen mehr Vorbilder!"
Seyda Türk (FDP) und Jelisaweta Kamm (Grüne) waren in unserem Mentoringprogramm Vielfalt dabei. Was hat es für sie verändert? Ein Gespräch über Heldinnen, Männernetzwerke und neue Perspektiven.
Welche Erfahrungen haben politisch engagierte Frauen mit Migrationsbiografie gemacht?
Nkechi Johnson
"Als Schwarze Frau mit nigerianischem Hintergrund sehe ich mich noch nicht ausreichend auf politischer Ebene vertreten. In meinem Alltag bin ich oft mit Rassismus und Sexismus konfrontiert. Mit meinem politischen Interesse und Engagement möchte ich nicht nur den Abbau von Vorurteilen bezwecken, sondern auch rassistische und sexistische Gewalt durch weitreichende Aufklärung vorbeugen und strukturelle Ungerechtigkeiten überwinden.“
Gizem Fesli, Die Linke
„In meiner politischen Arbeit stoße ich schnell an Grenzen, da ich wegen meines Geschlechts, meines Alters und meiner Migrationsgeschichte häufig nicht für politische Mandate berücksichtigt werde. Für mich gelten andere Hürden, die ich zusätzlich bewältigen muss“.
Foto: Nadja F.
Sarah Khan-Heiser, SPD
"Ich nehme wahr, dass die Hindernisse in den Parteien für Frauen mit Migrationsgeschichte, die politisch ehrgeizig sind und ihre Stimme erheben, immer höher und feindseliger werden.“
Seyda Gül Türk, FDP
„Ich habe das Gefühl, dass ich mich als Migrantin und als Frau stärker beweisen muss, damit ich dieselben Ziele erreichen kann, wie meine nicht-migrantischen Parteikolleg*innen. Ich denke, dass es deshalb wichtig ist, dass man in der Partei Bezugspersonen hat, mit denen man sich über seine Ängste und Erfahrungen austauschen kann. Je vielfältiger eine Partei ist, desto mehr findet man Personen, mit denen man dieselben Erfahrungen macht und sich vernetzen kann. Glücklicherweise habe ich ein sehr unterstützendes Netzwerk an Frauen, die immer ein offenes Ohr haben."
Foto: Harry Schnittger
Rahel Berhanu, Volt
„Ich habe das Gefühl, teilweise aufgrund meines Geschlechts, jungen Alters und Migrationshintergrunds nicht ernstgenommen zu werden. Deswegen möchte ich jungen Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund eine Stimme geben.“
Dr. Anastasia Vishnevskaya-Mann, FDP
„In Deutschland leben viele Migrant*innen aus Osteuropa, die in der Politik unterrepräsentiert sind. Ihre Anliegen werden nicht gehört. Ich bin Russin und möchte mich mit meinem politischen Engagement dafür einsetzen, insbesondere osteuropäischen Migrant*innen Gehör zu verschaffen“.
Der Bundestag entscheidet unter anderem über Gesetze, parlamentarische Verfahren und politische Ämter. In der parlamentarischen Praxis gibt es verschiedene Formen der Abstimmung. Bei politisch umstrittenen Fragen wird eine namentliche Abstimmung angewendet, dies geschieht alphabetisch. Hier siehst du die ersten drei Aufrufe aus dem Jahr 2018 und 2022. Fällt dir etwas auf?
Vielfalt in der Politik
Tagesspiegel: „Migrantische Netzwerke“ in den Parteien (08.02.2021)
In allen Parteien organisieren sich Menschen mit Migrationshintergrund in eigenen Zirkeln und Initiativen. Ihr Ziel: der Sprung in die Parlamente. Wie stehen ihre Chancen?
Mediendienst Integration: Was bringt eine Quote in der Politik? (05.02.2021)
Warum sind Menschen mit Migrationshintergrund in Parlamenten unterrepräsentiert? Und ist die häufig geforderte Quote für Parteien das richtige Instrument, das zu ändern?
Deutschlandfunk Kultur: Zu wenig bunt: Den politischen Parteien fehlt die Vielfalt (1.12.2020)
Die Parteien in Deutschland repräsentieren nur wenig den Anteil von Migranten an der Bevölkerung. Ausnahmen wie der Grünen-Politiker Cem Özdemir oder Serap Güler von der CDU können darüber nicht hinwegtäuschen. Doch es gibt Versuche, das zu ändern.
Tagesspiegel: Grüne Aminata Touré über Vielfalt in der Politik (21.11.2020)
Rassismus gibt es überall, sagt Aminata Touré im Interview. Sie hofft, dass der Grundsatz Vielfalt auf dem Grünen-Parteitag in der Satzung verankert wird.
Zeit Magazin: Migranten als Bürgermeister (18. November 2020)
Ist eine politische Karriere wie die von Kamala Harris auch in Deutschland möglich? Auf kommunaler Ebene ist Diversität jedenfalls noch nicht angekommen.
Heinrich-Böll-Stiftung: Vielfalt sucht Rat (2011)
Eine Studie des Max-Planck-Instituts zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften
Brand New Bundestag (Webseite)